Washington – Das Weiße Haus hat eine umstrittene Entscheidung getroffen: Die bisher unabhängige Auswahl von Reportern, die direkten Zugang zum Präsidenten haben, wird künftig von der Regierung selbst gesteuert. Die jahrzehntelange Praxis, dass die White House Correspondents Association (WHCA) über den sogenannten Reporter-Pool entscheidet, wird damit aufgebrochen. Kritiker sehen darin einen schweren Eingriff in die Pressefreiheit.
Neuer Umgang mit der Presse: Das Ende eines etablierten Systems
Seit mehr als 100 Jahren regelte die WHCA, wer an begrenzten Presseveranstaltungen im Oval Office oder an Bord der Air Force One teilnehmen durfte. Diese Verantwortung übernimmt nun das Presseteam des Weißen Hauses. Karoline Leavitt, Sprecherin der US-Regierung, erklärte: „Die WHCA hat lange bestimmt, welche Journalisten dem Präsidenten Fragen stellen dürfen – das ist nun vorbei.“
Mit dieser Entscheidung entzieht die Regierung der WHCA die Kontrolle über den exklusiven Reporter-Pool, eine Gruppe von Journalisten, die ihre Berichte mit anderen Medienvertretern teilen. Besonders betroffen sind etablierte Nachrichtenagenturen und überregionale Medienhäuser, während kleinere, oft regierungsfreundliche Medien bevorzugt Zugang erhalten sollen.
Kritik von Journalistenverbänden und Medienhäusern
Medienexperten und Journalistenverbände äußern scharfe Kritik. In einer Stellungnahme erklärte die WHCA: „In einem freien Land darf die Regierung nicht kontrollieren, welche Journalisten über sie berichten.“ Die New York Times nannte den Schritt auf der Plattform X einen „Versuch, den Zugang der Öffentlichkeit zu unabhängigen, vertrauenswürdigen Informationen über die mächtigste Person in Amerika zu untergraben“.
Streit mit der Nachrichtenagentur AP eskaliert
Ein aktueller Konflikt mit der Associated Press (AP) scheint den Entscheidungsprozess des Weißen Hauses beschleunigt zu haben. AP weigert sich, den von Trump vorgegebenen Begriff „Golf von Amerika“ zu verwenden und bezeichnet das Gewässer weiterhin als „Golf von Mexiko“. Dies führte dazu, dass AP-Reporter keinen Zugang mehr zum Oval Office erhalten. Die WHCA und AP reichten Klage ein, doch ein Gericht verweigerte eine einstweilige Verfügung gegen das Weiße Haus.
Trump selbst äußerte sich abfällig über AP und bezeichnete die Agentur als „radikale Linke“. Zudem griff er eine AP-Reporterin direkt an und bezeichnete sie als „linksradikale Verrückte“.
Neue Medien im Pool: Einfluss klassischer Medien schrumpft
Die Trump-Regierung plant, den Reporter-Pool mit weiteren Medienhäusern zu erweitern. Laut Regierungssprecherin Leavitt sollen künftig vor allem lokale Hörfunk- und Fernsehsender einbezogen werden, da diese „den Herzschlag des Landes besser widerspiegeln“.
Viele dieser Sender gehören der Sinclair Broadcast Group an, die für ihre rechtspopulistische Berichterstattung bekannt ist. Kritiker befürchten, dass die Entscheidung darauf abzielt, regierungskritische Berichterstattung einzuschränken und stattdessen Trump-freundliche Medien zu bevorzugen. Fox News und Sinclair gelten als tragende Säulen der konservativen Medienlandschaft und werden oft für ihre Nähe zur Trump-Administration kritisiert.
Langfristige Auswirkungen auf die Pressefreiheit
Die Neuausrichtung des Reporter-Zugangs könnte langfristige Folgen für die Medienlandschaft in den USA haben. Wenn die Regierung bestimmt, wer über sie berichten darf, droht eine Einschränkung der freien Presse. „Eine solche Kontrolle über die Medien erinnert an autoritäre Systeme“, warnen Medienwissenschaftler.
Während das Weiße Haus seine Entscheidung als Schritt für mehr Vielfalt in der Berichterstattung verkauft, sehen Kritiker darin einen direkten Angriff auf die Pressefreiheit. Wie sich die neuen Regelungen in der Praxis auswirken, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Diskussion über journalistische Unabhängigkeit und die Rolle der Medien in einer Demokratie wird jedoch weitergehen.
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