Kairo/Gaza – Der Gaza-Krieg könnte erneut aufflammen, falls keine Einigung zwischen Israel und der Hamas erzielt wird. Ägypten verfolgt jedoch bereits einen Plan für die Zeit nach dem Konflikt und strebt internationale Unterstützung an.
Am 5. März 2025 äußerte sich Ägyptens Außenminister Badr Abdel-Atti zum Ende eines Gipfeltreffens in Kairo, dass arabische Länder ihren Wiederaufbauplan für den Gazastreifen auch der Europäischen Union und den USA vorlegen wollen. Ziel ist es, möglichst breite internationale Unterstützung für den rund 90 Seiten langen Plan zu gewinnen. Dieser soll als Antwort auf die umstrittenen Vorschläge von US-Präsident Donald Trump dienen, die eine radikale Umgestaltung des Gazastreifens vorschlagen.
Der Wiederaufbauplan: Ein umfassendes Projekt für Gaza
Der Wiederaufbauplan sieht eine umfassende Sanierung des Gazastreifens über einen Zeitraum von fünf Jahren vor. Zunächst sollen Trümmer beseitigt werden, gefolgt vom Bau von sowohl temporären als auch permanenten Unterkünften für die palästinensische Bevölkerung. Die Kosten für dieses Vorhaben werden auf rund 50 Milliarden Euro geschätzt, eine Zahl, die auch von den Vereinten Nationen als Schätzung für den Wiederaufbau des Gebiets genannt wurde.
Bisher liegen jedoch keine Zusagen von arabischen oder anderen Geberländern oder internationalen Institutionen vor, die sich finanziell an diesem Vorhaben beteiligen würden. Dennoch strebt Ägypten eine breite Unterstützung für den Plan an, um so ein nachhaltiges Fundament für den Wiederaufbau von Gaza zu schaffen.
Technokraten-Gremium als Übergangsregierung
Der Plan sieht auch die Schaffung eines palästinensischen Technokraten-Gremiums vor, das während einer sechsmonatigen Übergangsphase die Kontrolle über Gaza übernehmen soll. Dieses Gremium würde unter der „Schirmherrschaft“ der palästinensischen Regierung agieren, bevor die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) unter Präsident Mahmud Abbas die vollständige Kontrolle übernimmt.
Allerdings lehnt die palästinensische Fatah-Partei unter Abbas eine gemeinsame Regierungsführung mit der Hamas ab, die seit 2007 gewaltsam die Kontrolle über Gaza übernommen hat. Auch Israel hat deutlich gemacht, dass eine Beteiligung der Hamas an einer zukünftigen Regierung oder eine Kontrolle durch die PA nach dem Krieg nicht akzeptiert wird.
Reaktionen auf den Plan
Die Hamas zeigte sich grundsätzlich positiv gegenüber den Plänen, insbesondere in Bezug auf die Ablehnung der Vertreibung von Palästinensern aus Gaza. Ein Sprecher der Organisation lobte auch die Wiederaufbauvorhaben als einen positiven Schritt.
Israel hingegen kritisierte den Gipfel in Kairo und erklärte, dass bei den Gesprächen nicht die „Realitäten nach dem 7. Oktober 2023“ berücksichtigt worden seien. Israel verurteilte die Hamas nicht für die Terroranschläge, die den aktuellen Gaza-Krieg auslösten. Zudem lehnt Israel eine Beteiligung der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA ab, da beide Organisationen laut Israel „Korruption und Unterstützung von Terrorismus“ fördern. Der Plan von Trump, der eine wirtschaftliche Umgestaltung Gazas unter US-Kontrolle vorsieht, wurde von Israel hingegen als Chance für die Menschen in Gaza angesehen, auf der Grundlage ihres eigenen Willens eine freie Wahl zu treffen.
Details des ägyptischen Wiederaufbauplans
Der ägyptische Plan für Gaza umfasst unter anderem den Bau von Hunderttausenden von Wohnungen für die rund drei Millionen Einwohner Gazas bis 2030. Zudem ist die Errichtung eines internationalen Flughafens sowie eines Seehafens vorgesehen, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu fördern. Der Plan schließt auch Industriegebiete sowie touristische Einrichtungen wie Hotels, Parks und Strände ein.
Ein weiteres zentrales Element des Plans ist die Förderung direkter Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern. Obwohl die Aussicht auf solche Gespräche angesichts des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas derzeit gering erscheint, bleibt dieser Bestandteil des Plans bestehen.
Aufruf zur Entsendung von Friedenstruppen
Der Gipfel in Kairo, der unter der Leitung von Ägyptens Präsident Abdel Fatah al-Sisi stattfand, zog hochrangige internationale Gäste wie den König von Bahrain, den Emir von Katar sowie UN-Generalsekretär António Guterres und den EU-Ratspräsidenten António Costa an. Guterres betonte, dass die Palästinenser „mehr als die Hölle durchgestanden“ hätten.
In der abschließenden Erklärung riefen die Teilnehmer des Gipfels den UN-Sicherheitsrat auf, Friedenstruppen nach Gaza und ins Westjordanland zu entsenden, um die Sicherheit sowohl für Palästinenser als auch für Israelis zu gewährleisten und den Weg zu einem Palästinenserstaat zu ebnen.
Herausforderungen für den Wiederaufbauplan
Trotz der internationalen Bemühungen zur Stabilisierung und dem geplanten Wiederaufbau Gazas bleibt die Situation angespannt. Die Hamas hat erneut deutlich gemacht, dass sie eine Entmilitarisierung des Gazastreifens, wie sie von Israel gefordert wird, ablehnt. Eine mögliche Wiederaufnahme des Krieges könnte die Umsetzung der ägyptischen Pläne weiter verzögern.
Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endete kürzlich, doch die Fortsetzung der Gespräche bleibt ungewiss. Sollte es zu weiteren Auseinandersetzungen kommen, wären die Folgen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen und für die israelischen Geiseln katastrophal. Es bleibt unklar, ob und wann der ägyptische Wiederaufbauplan tatsächlich umgesetzt werden kann.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Düsseldorfer Zeitung.