Düsseldorf – Die Digitalisierung der Stadtverwaltung nimmt Fahrt auf. Mit der neuen Digitalagentur und einem engagierten Team soll der Service für Bürger effizienter und moderner werden.
Die Digitalagentur nimmt Fahrt auf
Bereits im vergangenen Jahr hat die Stadt Düsseldorf eine eigene Digitalagentur gegründet. Nun ist das Trio, das diese Innovation vorantreiben soll, komplett: Frank Reinartz wurde als Geschäftsführer gewonnen. Der IT-Experte war zuvor bei der Energieversorgungs- und Verkehrsgesellschaft in Aachen tätig. An seiner Seite stehen Bettina Mötting, Hauptamtsleiterin und Hauptgeschäftsführerin auf Mini-Job-Basis, sowie Digitalisierungsdezernent Olaf Wagner.
“Wir wollen das Rathaus ins Wohnzimmer holen”, erklärt Wagner das ambitionierte Ziel. Das bedeutet: Verwaltungsdienstleistungen sollen künftig einfacher und digital zugänglich sein.
Warum eine eigene Digitalagentur?
Die Gründung der Agentur bringt klare Vorteile. Einerseits können höhere Gehaltsstrukturen geschaffen werden, um Fachkräfte aus der Privatwirtschaft anzuziehen. “Ich habe die Aufgabe nicht wegen des Geldes angenommen”, betont Reinartz. Vielmehr sei er von der Herausforderung begeistert, Düsseldorf als digitale Vorzeigestadt weiterzuentwickeln.
Wagner ergänzt: “Wir hätten in der Stadtverwaltung Schwierigkeiten gehabt, erfahrene Projektmanager tariflich unterzubringen. Mit der Agentur können wir flexibler agieren und neue Denkansätze umsetzen.” Tatsächlich haben sich zahlreiche Fachkräfte aus der Industrie und Beratungsunternehmen beworben, weil sie die Chance sahen, in einer kleinen, schlagkräftigen Einheit Pionierarbeit zu leisten.
Klare Arbeitsteilung zwischen Stadtverwaltung und Digitalagentur
Die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Digitalagentur soll reibungslos verlaufen. Während die IT-Abteilung der Stadt den laufenden Betrieb sicherstellt, konzentriert sich die Agentur auf Innovationsprojekte. “Unsere IT-Abteilung ist voll mit dem Alltagsgeschäft ausgelastet. Die Digitalagentur kann sich voll auf neue Projekte fokussieren”, erklärt Mötting.
Herausforderungen und Zukunftsvisionen
Düsseldorf hat bereits Fortschritte gemacht. Beispielsweise laufen Bewerbungsprozesse mittlerweile volldigital. “Ich musste keinen einzigen Ausdruck anfertigen – das war neu für mich”, sagt Reinartz.
Die größte Herausforderung bleibt jedoch die Vielzahl an unterschiedlichen IT-Systemen innerhalb der Verwaltung. Bürger müssen oft dieselben Daten mehrfach eingeben. “Langfristig wollen wir ein zentrales Bürgerportal schaffen, das alle Verwaltungsleistungen an einem Ort bündelt”, so Reinartz. Die Komplexität dieses Vorhabens liegt in der Standardisierung der vielen parallelen Systeme.
Konkrete Projekte der Digitalagentur
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Bereits jetzt wird KI zur Bearbeitung von Wohngeldanträgen eingesetzt. Weitere Anwendungen sind für die Grundsteuer und Bewerbungsprozesse geplant.
Weitere zentrale Projekte:
- Chatbots: Bis Ende März soll eine Strategie für den Einsatz von Chatbots in der Verwaltung fertiggestellt sein. In der Zentralbibliothek existiert bereits ein funktionierendes System, das nun auf das Standesamt ausgeweitet wird.
- Automatisierte Protokollierung: Eine KI-Anwendung soll offizielle Protokolle rechtssicher erfassen.
- Arbeitsschutzsoftware: Die Auswahl eines einheitlichen Systems für alle Behörden ist in der Endphase.
- Bodycams für den Ordnungsdienst: Anbieter werden derzeit evaluiert.
- Plattform für Ehrenämter: Eine digitale Vermittlungsplattform für freiwilliges Engagement ist in Arbeit.
Schnelle Umsetzung als Vorbild für die Verwaltung
Die Digitalagentur wurde in Rekordzeit ins Leben gerufen: Von der ersten Arbeitsgruppe bis zur Unterzeichnung beim Notar vergingen lediglich drei Monate. “Das war sportlich”, sagt Mötting. Wagner betont: “Wir haben von Anfang an alle Beteiligten mit einbezogen. Das hat Geschwindigkeit gebracht. Diese Kultur der schnellen und zielgerichteten Zusammenarbeit wollen wir nun auch in die Stadtverwaltung tragen.”
Mit dieser neuen Strategie will Düsseldorf die Digitalisierung der Verwaltung weiter beschleunigen und als Vorbild für andere Städte dienen. Die Umsetzung bleibt spannend – und könnte tatsächlich das Rathaus ins Wohnzimmer bringen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Düsseldorfer Zeitung veröffentlicht